Resilienz
Strategien & Perspektiven für die widerstandsfähige und lernende Stadt Bauwelt-Fundamente, Basel, Erscheinen: II/2014

Räumliche Planung reagiert nur noch – auf den demografischen Wandel, auf den Klimawandel, auf den Wandel der Lebensstile oder auf ökonomische Änderungen. Viele dieser gesellschaftlichen Wandlungen verlaufen nicht langsam und kontinuierlich, sondern unregelmäßig, bisweilen plötzlich und schmerzhaft. Der demografische Wandel hat gezeigt, dass Planung hinsichtlich der Reaktion auf Veränderungen Schwierigkeiten hat, sich selbst zu verändern. Den Klimawandel betrachtend, ist die reale Steuerungsfähigkeit von stadtregionaler Planung – trotz vielfacher Bemühungen – eher marginal. Planung hat Reaktions- und Steuerungsfähigkeit, aber auch Kapazität zur Zukunftsvision eingebüßt. Ist sie nur noch eine beliebige Krisenreaktion? Diese Frage nährt die Vermutung, dass es um andere Ausrichtungen in der Planung gehe müsse. Weder großer Wurf noch inkrementalistisches Hinterherlaufen (bloßes Reagieren) sind damit gemeint. Was könnte dies sein? Eine Orientierung bietet Resilienz. Nach internationalem Stand des Diskurses ist mit dem Begriff der Resilienz die Fähigkeit eines Systems gemeint, auf Krisen und Störungen reagieren zu können und sich selbst zu erneuern ohne sich grundlegend zu verändern (Newman, 2009, S. 6). Zudem wird herausgearbeitet, dass Resilienz die Grundlage für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Entwicklung sei (Walker, 2006, S. 10). Resilienz verspricht eine Umkehr der bekannten Rezepte. Sie arbeitet ursachenbezogen, statt Symptome anzugehen. Resilienz begleitet den Wandel nicht einfach, sondern fragt, wohin der Wandel führt und woraus er resultiert. Resilienz ist vor allem ein Transformationsprozess, der bestehende Strukturen aufgreift und sie in widerstandsfähige und damit zukunftsweisende (nachhaltige) Formen überführt. Der Begriff steht damit weitaus mehr im Kontext der Innovation als der Reaktion. Übertragen auf die Planung heißt das: Der Zustand eines Ortes oder einer Region an einem bestimmten Tag ist weder Maßstab noch das Ziel eines Prozesses, der als Resilienz zu einem Wiedererstarken führt. Die dynamische Ausgestaltung der Transformation steht für die eigentliche Selbsterneuerungskraft eines Ortes oder Region. Resilienz kann nicht einfach erzeugt werden, es kann nur planerisch versucht werden, in einem stadtregionalen System resiliente Strukturen und Räume herauszuarbeiten und diese zu stärken. Denn, so weist Thomas J. Campanella hin, ist es die Stadtgesellschaft, die ihre Selbsterneuerung manifestiert. (Planerin 3/2013, S. 63-64)

Das Buch wird in vier Kapitel gegliedert. Dabei spannt sich der Bogen von einer Reflexion über den generellen Hintergrund einer auf Resilienz ausgerichteten Stadtentwicklung über den Blick auf die internationale Debatte dazu zu den Lernorten für Resilienz. Diese werden in einem Exkurs zu Projekten auf planerischer Ebene im ländlichen Raum zu unterschiedlichen Gegenständen erweitert. Daraus leiten sich Handlungstypologien für eine resiliente Stadtplanung ab, die schließlich noch in einen übergreifenden Kontext gesellschaftlicher Leitvorstellungen gesetzt werden. In einem Epilog wird die Frage der Resilienz selbst reflektiert und damit die weiter führende Diskussion ermöglicht. Das Buch versteht sich nicht als ein neues Manifest, sondern will vielmehr zu einem als überfällig angesehen Perspektivwechsel in der Stadt- und Regionalplanung anregen.


Stadtvisionen 1910 | 2010 - Berlin-Paris-London-Chicago

Welch ein Auftritt des Städtebaus – vor einhundert Jahren! Vom 1. Mai bis zum 15. Juni 1910 präsentierte sich das damals noch junge Fachgebiet erstmals und umfassend der Öffentlichkeit mit der „Allgemeinen Städtebau-Ausstellung“ in Berlin-Charlottenburg. (Goecke, 1910:74) Es war ein fulminanter Auftritt. Nicht nur die nationale Städtebauelite zeigte ihre Werke, es war vielmehr die erste internationale Präsentation der Errungenschaften des neuen Städtebaus. Die wichtigsten Vertreter aus Europa und den USA waren nach Berlin angereist und zeigten die maßstabsetzenden Planungen bzw. gebauten Zeugnisse des Städtebaus. Neben Berlin, das sich damals als eines der weltweit bedeutendsten Laboratorien des Städtebaus vorstellte, waren dies vor allem Paris, London und Chicago, die die internationale Benchmark des Fachgebietes darstellten. ...lesen Sie mehr.

 


Notizen auf dem Leitbild-Weg –
das Projekt „Urbanes Wohnen am Grünen Rand“ in Bochum

„Was sind schon Städte, gebaut, ohne die Weisheit des Volkes.“ Bertolt Brecht, 1953

An Leitbildern besteht kein Mangel. Alles scheint gesagt zu sein und doch besteht Unbehagen. Nicht erst die aktuellen Bürgerproteste haben ein Schlaglicht auf Defizite in der räumlichen Entwicklung geworfen. Latent war dies schon lange vorhanden. Viel zivilgesellschaftlicher Unmut hat sich in zahlreichen kleinen Projekten breit gemacht. Bislang schien alles vollkommen klar: Das Leitbild heißt Nachhaltigkeit. Null Energie, Elektromobil, alles gedämmt. Ziel erreicht. Schon ein etwas ungetrübter Blick in die Normalität des deutschen Städtebaualltags offenbart, dass die Welt viel schlichter ist. Städtebau von der Stange. Fast alle Stadtrandwohngebiete offenbaren abgesehen von funktionaler Monotonie und sozialer Segregation ein eher tristes Erscheinungsbild. ...lesen Sie mehr.


"Nur eine gute Idee? Das industrielle Gartenreich Dessau-Wörlitz-Bitterfeld"

„Termin: II. Internationales Walter-Gropius-Seminar vom 4. – 10. 11. 1989, Ort: Bauhaus Dessau, Thema: Zentren der Region – Innenstadterneuerung und Stadt(zentrums)entwicklung – Modellplanung für Dessau.“ Mit einer Kalendernotiz begann Harald Bodenschatz, Teilnehmer an jenem Planungsseminar, Professor an der TU Berlin, seinen rückblickenden Beitrag auf dieses Ereignis im November 1989. (Bodenschatz, 1989, S. 2258) Diese ganz unprätentiösen Zeilen war die Geburtsstunde des späteren, profilbildenden Langzeitprojektes „Industriellen Gartenreichs“ der 1994 zur Stiftung gewandelten Institution Bauhaus Dessau vermerkt. Die Idee war geboren in der Woche, die mit der Maueröffnung endete. Ein zufälliger, aber auch symbolträchtiger Beginn einer programmatischen Auseinandersetzung um die Zukunft eines „ökologischen Katastrophengebietes“ um Dessau, Bitterfeld und Wittenberg, mitten im früheren mitteldeutschen Industriegebiet bei Leipzig und Halle. Dass ein Jahrzehnt später aus dieser Idee ein Beitrag zur Weltausstellung EXPO 2000 als Korrespondenzstandort werden sollte mit den zahlreichen programmatischen Projekten, allen voran „Ferropolis – die Stadt aus Eisen“, war nicht im geringsten ahnbar gewesen. ...lesen Sie mehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bulldozer vor Bukarest

Die Zerstörung des "Klein-Paris des Ostens"
Früher nannte man Rumäniens Hauptstadt "Klein-Paris", wegen der ausgedehnten Parks...lesen Sie mehr.

Planungsgeschichte 1925-1930

Auf der Grundlage einer umfassenden, interdisziplinären Analyse der mitteldeutschen Region wurde erstmals ein REGIONALER FLÄCHENNUTZNGSPLAN erstellt sowie für die einzelnen Teilgebiete städtebauliche Flächennutzungspläne ausgewiesen. Diese sollten als Orientierung, nicht als starres Gebilde für die nächsten 30 Jahre dienen. ..lesen Sie mehr.